Jahresauftakt des Marketingclub Ostwürttemberg
Der Kampf um die besten Köpfe

Die Konkurrenz um die besten Fach- und Führungskräfte wird auch in der Region größer. Bei der Jahresauftaktveranstaltung des Marketing-Clubs Ostwürttemberg im Autohaus Widmann erklärt Prof. Dr. Jutta Rump den 170 Gästen, wie sich Firmen fit machen für den Arbeitsmarkt der Zukunft.
Eines macht Jutta Rump gleich zu Beginn klar: Ein Allheilmittel für die Fachkräftesicherung hat sie nicht im Gepäck. „Es gibt nicht die eine Strategie. Jede Firma muss für sich die passende Strategie finden“, sagt Rump, die laut der Zeitschrift Personalmagazin seit 2007 zu den „40 führenden Köpfen des Personalwesens“ zählt. Demographie, Digitalisierung, Ökonomisierung sind nur einige Megatrends, die die Professorin der Hochschule Ludwigshafen in ihrem Vortrag anreißt. Ihnen allen ist gemein: Sie verändern die Gesellschaft massiv – und damit den Arbeitsmarkt. Bereits in wenigen Jahren werden der Wirtschaft wegen der Alterung der Gesellschaft vier Millionen Arbeitskräfte fehlen. Deshalb sei ein funktionierendes Arbeitgebermarketing essenziell – nicht für große Konzerne, auch für den Mittelstand. Hoffnung, die aktuelle Flüchtlingsbewegung könnte den Mangel lindern, hat sie nicht: „Die fehlende Sprachkompetenz ist dabei die kleinste Hürde. Vielmehr fehlt der qualifikatorische Anschluss und die kulturelle Kompetenz, um dem Arbeitsmarkt direkt zu helfen.“ Rump appelliert eindringlich: „Wir müssen jetzt für eine wirklich gute Integration sorgen. Das geht jeden an. Zurückschauen können wir nicht – und es lohnt sich auch nicht.“ Die Konkurrenz unter den Firmen beim Kampf um Mitarbeiter nimmt zu. Die Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen (IBE) plädiert nicht nur für ein besseres Arbeitgeber-Marketing – sie fordert ein generelles Umdenken. Zu massiv die technischen Umwälzungen, zu groß der Wertewandel der jüngeren Generation, die eine Sehnsucht nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance habe. Allein die Arbeit mache keinen glücklich. Das könne man beklagen – oder akzeptieren. „Das Machtverhalten auf dem Arbeitsmarkt ändert sich gerade. Die Firmen machen sich hübsch für die junge Generation. Denken wir wirklich, dass die Jugend das nicht merkt?“ Und auch bei den älteren Generationen setze sich der Balance-Gedanke allmählich durch. Deshalb hält sie von der alleinigen Konzentration auf den Nachwuchs nichts. „Die Firmen müssen auch die mittlere und die ältere Generation bei der Bildung ihrer Marke im Blick haben.“ Die Interessen der verschiedenen Altersgruppen dabei in Einklang zu bringen, ist eine der zentralen Herausforderungen.